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EINE REISE DURCH SIKKIM, Reisebericht Teil 3

Artikel von Daniel Kühne

Reisebericht Sikkim – Teil 3

Geschrieben von Peter Oppliger

Kalimpong

Kalimpong liegt auf einer Bergkette ca. 1’400 m ü. M. etwas ausserhalb der Grenze von Sikkim in Westbengalen und gehört zum Distrikt Darjeeling. Die Stadt gilt seit Jahrhunderten als Tor zum Himalaya. Es ist ein wichtiger Ausgangspunkt für Expeditionen und Trekkings. Von hier führen wichtige Handelswege nach Bhutan und Sikkim und es gibt eine alte Verbindung zur berühmten Seidenstrasse.

Der Kangchendzönga (8586 m ü. M).

Das Mayfair ist ein traditionelles, luxuriöses Hotel. Es bietet jeden Komfort und begeistert mit einem weiten Panoramablick über ganz Sikkim. Im Gästebuch des Hotels findet man Namen wie jene des Dalai Lama, Sherpa Tensing, Sir Edmund Hillary, Richard Gere u.v.a.m. Beim Empfang stellt sich der Hotelmanager Ravi Mohapatra vor und begleitet uns persönlich auf einem Rundgang durch Hotel und Park. Er erklärt uns, dass das Personal hier vorbildlich entlöhnt werde und kein Trinkgeld annehme, wie sonst in Indien üblich. Allenfalls dürften die Gäste nach ihrem Aufenthalt einen kleinen Betrag in einem geschlossenen Briefumschlag in die Kasse legen.

Hotel Mayfair in Kalimpong.

Es ist ein idealer Ort zum Ausruhen, das Mayfair. Die umfangreiche Bibliothek ist allen Gästen zugänglich und bietet viele Informationen zur Geschichte des Himalayas.

Nur 50 Kilometer vom Mayfair entfernt ragt der dritthöchste Achttausender der Himalayakette markant aus den tieferliegenden Hügeln empor. Der Kangchendzönga (8'586 m ü. M.) bildet die Grenze zwischen Nepal und Sikkim. Er ist eines der Wahrzeichen des Landes und wird entsprechend verehrt. Täglich geniessen wir bei guter Witterung diesen imposanten Ausblick, wenn der Berg sich in der Morgensonne rötet.

Am zweitletzten Abend unseres Aufenthaltes werden wir zum Abendessen auf die Veranda zu einem festlich gedeckten Tisch geführt. Sehr erstaunt darüber, finden wir dort einen Brief des Hotelmanagers mit dem Text «Happy Anniversary». Erst jetzt realisieren wir, dass beim Einchecken ins Hotel, nebst vielen anderen Daten auch der Hochzeitstag angegeben werden musste. Zu den lokalen, typischen Gerichten wurden wir mit einem Pfirsich-Wein aus Bhutan überrascht.

Im Hotelgarten beginne ich, unsere Reiseerlebnisse zu notieren. Bis jetzt war ja wirklich alles spannend, abenteuerlich, interessant – und fast märchenhaft.

Darjeeling

Zurück in der Schweiz fragten uns dann unsere Freunde: «Aber war denn wirklich alles so positiv und wunderbar, ohne jegliche negativen Erlebnisse?» Die gab es tatsächlich – auf der nächsten Reiseetappe nach Verlassen des Mayfair Hotels.

Vor über dreissig Jahren führte mich meine damalige Reise über Darjeeling nach Sikkim. Von Darjeeling – für Teeliebhaber ein fast heiliger Name – war ich damals so sehr begeistert, dass ich meiner Frau Esther die Stadt und den von hier aus eindrücklichen Blick auf den Mount Everest zeigen wollte. Dies trotz Warnungen unserer Freunde Rajah und Ram, die uns geraten hatten: «Geht nicht nach Darjeeling, es ist nicht mehr dieser schöne Ort, wie er es früher einmal war.»

Erwartungsvoll führt uns die Reise zurück ins Tal des Rangit River und dann auf guter Strasse hinauf nach Darjeeling zu den einst weltberühmten Teeplantagen der Engländer. Die über hundertjährige Dampfbahn, der Himalaya-Express, fährt noch heute – romantisch anmutend – der Strasse entlang bis ins Zentrum der Stadt.

Der über 100-jährige Himalaya-Express nach Darjeeling.

Hier aber beginnt für uns eine grosse Enttäuschung. Die Strassen – voller Dreck, wie seit Jahren nicht mehr gereinigt – führen entlang verfallener Häuser. Auf dem einst geschäftigen, grossen Terrassen-Platz, dem Zentrum der Stadt, ist vom ehemaligen Sherpa Tensing Tea House nichts mehr zu sehen. Wo einst der berühmte Tee verkauft wurde, steht heute eine kleine, baufällige Holzhütte. Das historische Windamere Hotel aus der Kolonialzeit bietet einen ähnlich schäbigen Anblick.

So verlassen wir diesen ehemals mit Ruhm und gutem Namen behafteten Ort nach wenigen Stunden, um noch gleichentags Siliguri zu erreichen. Dort treffen wir wieder unsere Teefreunde Rajah und Ram. Rajah erklärt uns, dass Darjeeling heute «Slum City» genannt wird – und erinnert uns daran, dass er uns doch gewarnt hätte.

Adarsh Muna – Full Moon Tea

Ein letzter Besuch einer ganz besonderen Teeplantage mit Rajah und Ram steht uns noch bevor. Es ist die «Adarsh Muna»-Teeplantage, nahe der Grenze zu Bhutan, inmitten des subtropischen Regenwaldes. Hier bilden drei kleine Weiler eine Dorfgemeinschaft, deren Einwohner als gleichberechtigte Besitzer nach streng biologischen Vorgaben ihre eigene Teeplantage bewirtschaften.

 Der Adarsh Muna Teagarden.

Es ist das Verdienst von Rajah Banerjee, welcher auch hier seine «Partnerschaft statt Grundbesitz»-Philosophie mit den Dorfbewohnern verwirklicht hat. Diese hier realisierte Idee der Partnerschaft geht so weit, dass sich die wenigen Einheimischen autonom mit eigenem Reis, Gemüse und Früchten ernähren können. Die Qualität des Tees, die entsprechenden Kontrollen mit garantierter Abnahme der Ernte, organisiert Rajah Banerjee mit seiner Firma Rimpocha Teas in Siliguri.

Hier hat Rajah zudem einen alten, inzwischen vergessenen Tee auferstehen lassen – den Silver Tips Full Moon Tea. Für diesen Tee werden die Blätter nur in der Nacht bei klarem Vollmond geerntet. Nebst dem besonderen Aroma soll dieser Tee die Botschaft des klaren Mondes enthalten – und somit, trotz des Koffeingehaltes, Teegeniessern auch abends eine «innere Ruhe» vermitteln.

Wir wandern durch die Plantage zurück zum Dorfplatz, den die Dorfbewohner inmitten sehr gepflegter Häuser zu einem kleinen Party-Platz mit reichhaltigem Essen verwandelt haben. Von einem eingeladenen Lama (Mönch) wurden die Anwesenden und die Speisen gesegnet.

Mit Rajah Banerjee, einem Lama (Mönch) und den Dorfbewohnern, welche auch Besitzer der Teeplantage sind.

Dies war für uns der Abschluss einer sehr speziellen, in jeder Hinsicht unvergesslichen Reise – eine echte Bereicherung unseres Lebens.

Am nächsten Tag verlassen wir den Himalaya. Dorjee fährt uns nach Bagdogra, dem nächsten Flughafen. Via Delhi treten wir unsere Rückreise in die Schweiz an.


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